Die Delphininsel by Arthur C. Clarke

Die Delphininsel by Arthur C. Clarke

Autor:Arthur C. Clarke [Clarke, Arthur C.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Boje-Verlag
veröffentlicht: 2012-11-24T05:00:00+00:00


13

Seit über hundert Jahren ging eine Legende auf der Delphininsel um. Johnny hätte sicher bald davon gehört, doch ehe ihm jemand davon erzählte, entdeckte er sie selbst.

Er hatte eine Abkürzung durch den Wald einschlagen wollen, der drei Viertel der Insel bedeckte; aber es stellte sich heraus, daß der Weg, den er gewählt hatte, überhaupt nicht kürzer war. Fast augenblicklich, nachdem er den Pfad verloren hatte, verlor er auch die Orientierung zwischen den dichtstehenden Bäumen, und er versank fast bis zu den Knien in dem sandigen Boden, in den Vögel ihre Nester gebaut hatten.

Es war ein seltsames Gefühl, sich nur wenige hundert Meter von der Siedlung entfernt verlaufen zu haben, obwohl doch die Freunde so nahe waren. Er konnte sich leicht ausmalen, er wäre im Herzen eines riesigen Dschungels, Tausende Meilen von jeder Zivilisation entfernt. Die ganze Einsamkeit der ungezähmten Wildnis umgab ihn, wenn auch ihre Gefahren fehlten, denn sobald er nur fünf Minuten eine bestimmte Richtung einhielt, würde er das Ende des Waldes erreichen. Freilich kam er dann nicht dort heraus, wo er eigentlich hinwollte, doch auf der kleinen Insel war das von geringer Bedeutung.

Plötzlich fiel ihm etwas Ungewöhnliches an dem kleinen Dschungelfleckchen auf, in das er geraten war. Die Bäume schienen kleiner und standen weiter auseinander als an anderen Stellen, und während Johnny sich genauer umsah, bemerkte er, daß hier einmal eine Waldlichtung gewesen sein mußte. Vermutlich hatte man diese Lichtung schon vor sehr langer Zeit aufgegeben, denn sie war fast völlig überwuchert. In wenigen Jahren schon würde keine Spur mehr davon zu entdecken sein.

Er fragte sich, wer hier vor Jahren einmal gelebt haben konnte, ehe dieser stille Winkel durch Radio und Flugzeuge in Verbindung zur Außenwelt gekommen war. Verbrecher? Piraten? Alle möglichen romantischen Gedanken schossen ihm durch den Kopf, und er durchforschte das Wurzelwerk der Bäume nach einer Spur.

Schon hatte er fast den Mut verloren, und er fragte sich, ob er sich nicht vielleicht doch etwas völlig Irrsinniges einbildete, als er auf ein paar rauchgeschwärzte Steine stieß, die halb von Erde und Blättern bedeckt waren. Offensichtlich handelte es sich um eine Feuerstelle, und Johnny verdoppelte seine Bemühungen. Gleich darauf fand er ein paar rostige Metallstücke, eine Tasse ohne Henkel, einen rostigen Löffel.

Das war alles. Gewiß kein sehr aufregender Fund, doch immerhin ein Beweis dafür, daß sich hier vor langer Zeit nicht Wilde, sondern zivilisierte Menschen aufgehalten hatten. Die Delphininsel lag so weit vom Festland entfernt, daß bestimmt niemand zu einem bloßen Ausflug hierherkam. Wer sich hier aufgehalten hatte, mußte einen triftigen Grund dafür gehabt haben.

Johnny nahm den Löffel als Andenken mit, verließ die Lichtung und war zehn Minuten später wieder am Strand. Er suchte Mick und fand ihn im Klassenzimmer, wo er gerade das Ende des dritten Bandes zu Mathematikkurs II abhörte. Sobald Mick fertig war und die Lehrmaschine abgeschaltet hatte, zeigte ihm Johnny den Löffel und erklärte, wo er ihn gefunden hatte.

Zu seiner Überraschung schien sein Bericht Mick Unbehagen einzuflößen.

»Mir wäre lieber, du hättest ihn nicht genommen«, sagte Mick. »Bring ihn lieber wieder zurück.«

»Aber warum denn?« fragte Johnny erstaunt.



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